KI in der Weiterbildung

KI in der Weiterbildung

Dieser Tage hört man überall davon: Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch! Nicht nur der Freundeskreis, die Kolleg:innen und die Medien reden ständig darüber, auch Politiker:innen in aller Welt scheinen von dem Thema neuerdings in große Aufregung versetzt.

In unserem Alltag ist künstliche Intelligenz bereits angekommen. Am Werk ist sie etwa in digitalen Assistenten von Smartphones und PCs, in Smart-Home-Geräten, aber auch bei Online-Suchmaschinen, personalisierter Werbung und den aktuell populären generativen Bots wie Chat GPT.

Auch vor dem Bildungssektor macht die KI nicht Halt. An Schulen und Hochschulen wird heiß diskutiert über den Umgang der Digital Natives mit frei verfügbaren Tools, die das Lernen und Verstehen einerseits unterstützen, aber andererseits die Denkarbeit für die Lernenden übernehmen können. Auch in der Erwachsenenbildung machen wir uns Gedanken über die Chancen und Risiken der KI. Welche Möglichkeiten bietet sie Lehrenden und den Lernenden? Und welche Probleme stehen ihrem Einsatz noch im Weg?

Bevor wir uns diesen Fragen zuwenden, sollte eines jedoch geklärt sein: Was ist KI überhaupt?

KI als selbstentwickelndes System

Je nachdem, wen man fragt, hört man sehr unterschiedliche Definitionen des Begriffs „künstliche Intelligenz“. Das Europäische Parlament etwa schreibt: „Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren.“ Unter dieses breite Verständnis fallen bereits alle solchen Algorithmen, die scheinbar „kluge“ Antworten auf verschiedene Fragen liefern können.

Engere Definitionen gehen einen Schritt weiter und setzen etwas Entscheidendes voraus: Lernfähigkeit. Der Software-Konzern SAP beispielsweise beschreibt KI als ein System, das „in der Lage ist, Daten so zu interpretieren und zu analysieren, dass es lernt und sein Verhalten entsprechend anpasst.“

Eine Form von KI-Lernen ist das sogenannte Deep Learning, das unter anderem Chatbots wie Chat GPT einsetzen. Es beruht auf digitalen neuronalen Netzen, in denen zahlreiche Datenknoten miteinander verbunden sind. Die Gewichtung dieser einzelnen Verbindungen verändert sich mit neuen Anfragen und dem Wachstum der Datenmenge und ermöglicht dem Bot immer genauere Zuordnungen. Auf diese Weise passt die künstliche Intelligenz ihre Antworten auf menschliche Eingaben fortwährend und automatisch an.

Hilfsmittel in der Weiterbildung

Laut dem deutschen MBB Institut, einer wichtigen Institution im Bereich des digitalen Lernens, liegen die Potenziale der KI vor allem im adaptiven Lernen, der Anpassung der Lernerfahrung an individuelle Bedürfnisse. Damit verbunden: Die Lernanalytik, die Informationen über das Handeln von Lernenden in ihrer Lernumgebung verarbeitet. Auch den zunehmenden Einsatz von Chatbots als Lernassistenten sieht das Institut kommen.

Wo die Lernziele einheitlich und vorbestimmt sind und wo die Lernenden über gleiche Vorerfahrungen verfügen, spielt das adaptive Lernen keine maßgebliche Rolle. Bei unternehmensinternen Fortbildungen, die für Teams oder ganze Abteilungen gemeinsam durchgeführt werden, ist es also eher zweitrangig. Doch in Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden zum Beispiel dauerhaften Zugang zu Lernplattformen und die Möglichkeit zur selbständigen Arbeit damit bieten, kann es stärker zur Geltung kommen.

So ist es gut vorstellbar, dass etwa Chatbots die individuelle Lernerfahrung bereichern könnten. Jens Vogelgesang, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Uni Hohenheim, hält insbesondere Chat GPT für die Wissensvermittlung für besonders gut geeignet. Anders als beispielsweise das Lesen eines Buches ist das Lernen mit Chatbots nicht einseitig, sondern interaktiv: „Wenn das Sprachmodell eines Chatbots mit Lehrbuchtexten trainiert worden ist, wird dies beim Lernen helfen können, wenn man mit der Maschine über Lehrinhalte in den Dialog treten kann.“ Ein Chatbot kann ein wertvoller Ansprechpartner sein, wenn Lerninhalte ansonsten schwer verständlich sind oder Lernende darin nicht alle ihre Fragen beantwortet finden.

Für uns als Entwickler von Lerninhalten wird es künftig sicher mehr darum gehen, gemeinsam mit Trainer:innen in Unternehmen, die unternehmensinternen Bots fitzumachen, damit diese dort gewinnbringend eingesetzt werden und mit den Lernenden interagieren können. Dann kann die KI die Lernentwicklung bereichern und ist im Idealfall in der Lage, selbst mitzulernen.

In der Praxis findet die Einbindung von KI in Lernumgebungen vielerorts noch nicht statt oder ist noch nicht ausreichend erprobt. So sehen es die Autoren des Fosway 9-Grid Learning System von der Fosway Group, einem europaweit tätigen Analysten für Personalmanagement und Weiterbildung. In diesem vielversprechenden Einsatzbereich gebe es allgemein noch Luft nach oben. Woran könnte das liegen?

Denkprozesse bleiben verborgen

Eine Grundfrage, die sich vor der Verwendung einer KI stellt, ist: Aus welcher Datenbasis speist sie sich? Idealerweise stammen die Daten aus dem eigenen, sorgfältig kurarierten und fachlich einwandfreien Wissensschatz von Expert:innen. Um dessen Qualität sicherzustellen, müssten fachkompetente Entwickler:innen die unternehmenseigene KI trainieren, was einen in vielen Fällen unrealistischen Aufwand bedeuten würde.

Gerade bei Fachthemen mag dies aber oft nötig sein. Öffentliche Bots wie ChatGPT liefern hier häufig dürftige Resultate, die in vielen Fällen nicht den Lernzielen des Unternehmens entsprechen. Das wird spätestens dann problematisch, wenn Mitarbeitende infolge der KI-assistierten Trainings im Job Fehler machen. Dann stellt sich die Frage nach der Verantwortung – die man wohl kaum der KI wird zuschieben können.

Ein generelles Bedenken gegenüber künstlichen Intelligenzen ist, dass der Prozess, der zwischen Eingabe und Ausgabe stattfindet, für die Nutzer:innen völlig undurchsichtig bleibt. Das ist das sogenannte Blackbox-Problem. Es beruht auf der Selbstlernfunktion intelligenter Bots wie Chat GPT, durch die sie immer neue Verknüpfungen zwischen Inhalten herstellen. Dagegen bieten regelbasierte Chatbots, die ausschließlich nach vordefinierten Mustern arbeiten, zwar weniger Flexibilität, dafür lassen sich fehlerhafte oder unpassende Antworten durch sorgfältige Programmierung ausschließen.

Es bleibt spannend

Mit der KI verhält es sich also wie mit vielen Neuerungen. Die einen preisen sie als großen Fortschritt, die anderen fürchten ihre Risiken. Vorsicht ist berechtigt, man sollte sich aber nicht vor dem Neuen verschließen. Denn eins scheint sicher: Die KI ist gekommen, um zu bleiben. Auch im Bereich der Weiterbildung wird sie über kurz oder lang Einzug halten und wir bei B+N werden diesen Weg mitgehen. Denn wenn wir lernen, sie zielgerichtet für bestimmte Aufgaben zu gebrauchen, kann sie Lernenden eine wertvolle Unterstützerin sein.

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